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Paddeln im Norden (Teil 1)


2020 steht ganz im Zeichen von Corona: sehr viele Menschen wollen in Deutschland Urlaub machen. Besonders beliebt sind die Alpen und die Ostseeküste. Unser Paddelurlaub 2020 war immer in der Nähe solcher Ostsee-Touristenhochburgen, oft nur wenige Kilometer entfernt. Diese kleine Entfernung hat aber bereits genügt – für einen sehr entspannten Urlaub.



Unser Paddelurlaub startete in diesem Jahr an der Recknitz – 55 Flusskilometer von Ribnitz-Damgarten entfernt – in Tessin. Dort beginnt das größte Wasserlabyrinth Deutschlands. Wer das Wasserlabyrinth durchquert, muß eine Mindeststrecke von 14 Kilometern einplanen – zzgl. mehrere Kilometer Paddelweg vor und nach dem Labyrinth. Unser Weg war an diesem Tag 25 Kilometer lang.

Das Wasserlabyrinth ist vor 20 Jahren entstanden, als die Recknitz renaturiert wurde. Das alte (gerade) Flussbett wurde durch Dämme unterbrochen und der renaturierte Flusslauf in starken Schlängellinien angelegt. Ein Wasserlabyrinth wurde es wenige Jahre später, nachdem das Schilf so groß und so breit gewachsen war, das weder der alte noch der neue Flusslauf erkennbar waren. Offen blieben nur 5-15 Meter breite, schilfffreie Wasserwege in alle Richtungen (also auch in die Sackgassen des alten Flußlaufes).

Inmitten dieses Labyrinthes kamen uns andere Paddler aus allen Richtung entgegen: "hier ist eine Sackgasse" war der Ruf von Boot zu Boot.

Wir brauchten also schnell eine gute Wegbeschreibung, um vor Anbruch der Dunkelheit an unserem Zielpunkt zu sein. In unserer Umgebung gab es keinen Hinweis. Wir hatten zwar eine detaillierte Karte im Boot, aber nach der fünfundzwanzigsten Kurve zweifelt man, ob man sich verzählt hat. 

Die Lösung ist sehr einfach, wenn man Ruhe bewahrt: einfach unter die Wasseroberfläche schauen, in welche Richtung sich die Algen biegen – dort geht die Strömung hin. Und diesem Weg konnten wir sicher folgen.

Aber das Wasserlabyrinth hielt noch mehr Herausforderungen für uns bereit: die Kraut-Teppiche. Durch den starken Pflanzenwuchs gab es an drei Stellen einen so starken Krautteppich auf dem Wasser, das wir uns wie Skifahrer vorkamen, die sich vorwärts schieben mußten.

Für die Vogelwelt ist dieses Schilfmeer ein Segen, denn wir hörten eine Vielzahl an Vogelstimmen, sahen unzählige Libellen und Wasserläufer. 

Abends kamen wir in dem wunderschönen Städtchen Bad Sülze an.


Wer diese Touren nachpaddeln will, dem möchten wir die Karten aus dem Jübermann-Verlag empfehlen.